Geschichte des Maca-Anbaus

Maca Historie 

Geschichte des Maca-Anbaus

Geschichte des über 2000 Jahre alten Maca-Anbaus in Peru, die Verwendung der Pflanze unter den Inka und ihre kommerzielle Wiederentdeckung, Maca-Anbau in China.

Zusammenfassung:

  • Maca wurde vor über 2000 Jahren auf dem Bonbon-Plateau in der Gegend um den Junín-See von der Chinchay-Kultur kultiviert und wurde seit dem im gesamten Andengebiet angebaut.
  • Mit der Ausdehnung der Inka-Reiches in das Stammesgebiet der Chinchay im Jahre 1460 weitete sich der Maca-Anbau erheblich aus und Maca avancierte zum Stärkungsmittel der Armee und Fruchtbarkeits- und Heilmittel des Adels.
  • Eine zentrale Rolle sollte es auch mit der Eroberung der Spanier einnehmen, die Maca anstelle von Gold als Tributzahlungen ihrer Kolonien akzeptierten und sich auch im spanischen Heimatland an den Wirkungen der Wurzel erfreuten.
  • Im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebungen Perus sowie der Industrialisierung geriet der Maca-Anbau zugunsten von Verstädterung und Minen-Arbeit zeitweilig fast vollständig in Vergessenheit, bis die Pflanze in den 60er Jahren von der peruanischen Biologin Gloria Chacón wiederentdeckt wurde.
  • Seitdem nimmt der Maca-Export im Wesentlichen jährlich an Fahrt auf und erlebte im Jahre 2014 mit der Maca-Begeisterung der Chinesen eine regelrechten Boom, der die Märkte in erheblichen Aufruhr versetzte.
  • Seither wird Maca auch in der chinesischen Region Yunnan angebaut, deren Bodenqualität jedoch fragwürdig ist. Auch ihre Vergleichbarkeit mit den Hochanden Perus ist ungeklärt, obwohl gerade Faktoren wie Höhenlage unentbehrlich sind.

Anfänge des Maca-Kultur im Junín

Das peruanische Junín kann mit Fug und Recht als Wiege der Maca-Kultivierung bezeichnet werden und gilt auch heute noch als die führende Anbauregion weltweit. Einzig in dieser Region kam es zur Domestizierung der kleinen, unscheinbaren Maca-Pflanze, die in Varianten im gesamten Andengebiet bis hinab nach Bolivien heimisch ist, wenngleich sie ihre berühmten vitalisierenden Eigenschaften gerade den besonderen Bedingungen des Bonbon-Plateaus – so der vormalige Name der Gegend – verdankt. – Der dort wirkenden Überlebensdruck sollte eine Pflanze hervorbringen, deren Lebenswillen ihren erstaunlichen Eigenschaften entspricht, was im Einzelnen im Beitrag zu den botanischen Besonderheiten der Maca-Wurzel erläutert wird.

Die Wiege der Maca-Kultivierung am Junín-See

Anhaltspunkte für menschliche Siedlung fanden sich in den Höhlen von Pachamachay, die höchstwahrscheinlich schon bereits vor über 10.000 Jahren bewohnt waren. Zwischen 1200 und 100 vor der Zeitrechnung siedelten sich dann die wilden Stämme der „Pumpush“ (Chinchay) um den See Chinchaycocha (heute: Lago de Junín) an. Keramikreste mit Maca-Spuren bezeugen die Kultivierung der Pflanze, die neben Kartoffeln und „Shiri“ (Bitterkartoffeln) zu den wenigen Feldfrüchten gehört, die unter den extremen Bedingungen des andinen Hochplateaus gedeiht, das mit sengender Mittagshitze und eisigen Nächten aufwartet.

Entdeckt wurde die Pflanze vermutlich durch Beobachtung des Fressverhaltens der dort lebenden Wildtiere, den Vicuñas und Lamas etwa, die von den Pumpush zunächst bejagt und später auch domestiziert wurden. Die wilde Ursaat dieser ersten Kulturform der Maca-Pflanze wächst im Übrigen noch heute und wird von Einheimischen „maca shihua“ genannt.

Kultivierung von Maca zu Zeiten der Inka

Ab 1460 dehnte sich Inkareich unter der Herrschaft des neunten Inka-Königs Pachacútec sowohl nach Norden auf das Bonbon-Plateau als auch nach Süden bis hin zum Titicaca-See aus und konsolidierte seinen Machtanspruch über andere expandierende Stämme. Pachacútec sorgte im Zuge dessen für eine Verbesserung der Infrastruktur (Straßenbau) und die Durchsetzung effizienterer landwirtschaftlicher Produktionstechniken (Terrassierung). Eine Eingliederung in das Staatswesen der Inka brachte für die unterworfene oder aus freien Stücken beigetretene Region eine Tributverpflichtung mit sich, die etwa zwei Drittel der jährlichen landwirtschaftlichen Ernte umfasste, allerdings nicht auf reiner Ausbeutung beruhte, sondern nach dem Prinzip der Wechselseitigkeit durch Versorgungsleistungen aus dem Reichsgebiet kompensiert wurde.

Auf diese Weise entstand eine Art reichsübergreifendes Sozialsystem, das karge Regionen aus den Überschüssen reicher Regionen mitversorgte, so dass es im gesamten Inka-Reich keine Hungersnöte gab. Außerdem ermöglichte das geldlos durch einen Beamtenapparat organisierte System arbeitsteilig spezialisiertes Handwerk sowie regionale landwirtschaftliche Spezialisierung. Dies nämlich geschah in der Region Junín, die sich ausschließlich der Kultivierung der Maca-Pflanze widmen sollte, nachdem die vitalisierenden und Fruchtbarkeit spendenden Eigenschaften der Pflanze bekannt geworden sind. Die Hauptstadt der Region Junín, Huancayo, wurde zudem zur wichtigsten Durchgangsstation auf dem Handelsweg zwischen der Reichshauptstadt Cusco und dem nördlichen Territorium des Inka-Reiches.

Verwendung von Maca zu Zeiten der Inka

Maca wurde von den Inka in erster Linie als Stärkungsmittel für die Armee eingesetzt, wobei die Inka-Soldaten genau für die Dauer der Schlacht Maca zu essen bekamen. Um Ausschreitungen an der unterworfenen Bevölkerung zu vermeiden und sie friedlich in das Inka-Reich eingliedern zu können, wurde der Verzehr von Maca sofort nach Ende der Kampfhandlungen eingestellt. Darüber hinaus war Maca der adligen Oberschicht vorbehalten und kam als Therapeutikum für allerlei Indikationen zum Einsatz, darunter die Auffütterung von Geschwächten bei Unterernährung oder in der Genesungszeit, bei Gedächtnisverlust oder sonstigen Formen geistiger Schwäche, bei Schlaflosigkeit, bei Arthritis oder Atembeschwerden sowie bei Menstruations- oder Wechseljahrsbeschwerden.

Als magische Pflanze – von Schamanen als „heiß“ eingestuft und tatsächlich in ihrer vitalisierenden Eigenart dem Sonnenkult der Inka gleichsam natürlich zugewandt – fand Maca außerdem in heiligen Riten zur Steigerung der Fruchtbarkeit Anwendung. Die ungeheure Beliebtheit der Pflanze sorgte dafür, dass der Maca-Anbau während der Inka-Herrschaft auf sämtliche Hochebenen der Anden ausgedehnt wurde und enorme Tributleistungen einbrachte, so dass Maca zu einer der wichtigsten Nutzpflanzen des Inkareiches avancierte.

Entdeckung der Pflanze durch die Spanier

Nach der spanischen Eroberung der Anden 1532 bis 1536 dauerte es knapp zwanzig Jahre, bis die Pflanze erstmalig in den spanischen Chroniken Erwähnung findet. So berichtete der spanische Chronist Cieza de Leon 1553, dass die Indios im peruanischen Hochland der Provinz von Bonbon (heute: Junín und Pasco) eine bestimmte Wurzel kultivierten. Es dauerte jedoch ein weiteres Jahrhundert, bis Pater Cobo sowohl den populären Namen der Pflanze (Maca) als auch ihre fruchtbarkeitsfördernden Eigenschaften aufgriff, was die Pflanze für die spanischen Kolonisten attraktiv machte. Diese hatten einer weit verbreiteten Legende zufolge nach einiger Zeit der Kolonialbesiedlung nämlich bei Mensch und Tier einen Geburtenrückgang und einen Anstieg der Frühgeburten und Missbildungen zu vermelden. Einzig das Lama schien davon verschont zu bleiben, so dass Nachforschungen über sein Fressverhalten die Maca-Pflanze offenbarten.

Durch die Beobachtung des Fressverhaltens der Lamas wurde die Maca-Pflanze entdeckt.

Inwiefern dieser Tathergang sich so ereignet hat oder den Spaniern ohne eigene wissenschaftliche Entdeckungsleistung das Wissen einfach zugefallen ist, ist nicht geklärt. Sehr wohl geklärt ist allerdings, dass sie im Anschluss an die wundersame Entdeckung der Maca-Wurzel auf jegliche Tributzahlung in Gold verzichteten und sich stattdessen wie bereits die Inka mit Maca beliefern ließen. Auch in der spanischen Heimat sollte die Pflanze ein Renner werden und damit wieder zum Gegenstand herrschaftlicher Begehrlichkeit.

Wie Maca in Vergessenheit geriet

Am 6. August 1824 sollte Simon Bolivár – für diesen Zusammenhang symbolisch – in der Schlacht von Junín in einer der letzten Kavallerieschlachten der Neuzeit die Zerschlagung des königlich-spanischen Heeres gelingen, die das Ende der spanischen Fremdherrschaft einleitete und die Gründung der heutigen Region Junín nach sich zog. Daraufhin folgte eine Zeit politscher Unruhen und Bürgerkriege im politisch zerrissenen nachkolonialen Peru. Hinzu kam der Versuch einer (technischen) Modernisierung des Landes, ob derer viele Indios in die Städte und Minenarbeit abwanderten, so dass der Maca-Anbau im 19. Jahrhundert fast vollständig zum Erliegen kam und auch die vitalisierenden Eigenschaften der Pflanze zunehmend in Vergessenheit gerieten.

Wiederentdeckung der Wurzel in den 60er Jahren

Erst 1961 nachdem die damals 21jährige Gloria Chacón an ihre Bachelor-Arbeit über die Wurzel eine weiterführende Dissertation an der San Marcos Universität in Kalifornien anschloss (1972 veröffentlicht), entflammte das internationale Interesse an der Pflanze erneut und führte zu einer Vielzahl hochspezialisierter Untersuchungen zu ihren Wirkungen und Phänotypen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Pflanze auf nur wenigen Äckern zum Eigenbedarf angebaut und war als Nutzpflanze somit beinahe ausgestorben.

Auch nach ihrer Wiederentdeckung sollte es noch bis in die 90er Jahre dauern, bis sich das wiedererwachte Interesse in einen kommerziellen Anbau übersetze. Dieser betrug noch 1994 50 ha kommerziell genutzter Ackerfläche, die bis Ende der 90er Jahre auf 1200 ha anwuchs um die weltweit steigende Nachfrage zu bedienen, die sich in der Anfangszeit vor allem aus den USA und aus Japan rekrutierte. Zwischen den Jahren 2000 und 2005 verzehnfachte sich das jährliche Exportvolumen dann annähernd von 2.810 t auf 20.263 t und steigt seither jährlich weiter an.

Neben der Wiege der traditionellen Maca-Kultivierung, dem Bonbon-Plateau in den heutigen Regionen Junín und Pasco, wurde zur Bedienung der Nachfrage zweitweilig das gesamte geeignete Andengebiet für den kommerziellen Anbau erschlossen, vom südlichen Puno, über Huanaco, Huancavelica, La Libertad bis hinauf nach Ancash, wobei die Regionen Junín und Pasco mit über 90 Prozent des Anbaus führend sind. Zur Illustration des Booms hier eine Übersicht über den Maca-Export zwischen den Jahren 2008 und 2012:

Land20082009201020112012
USA171.117254.551314.707399.119552.697
Japan79.73285.47864.03169.40495.143
Kanada29.61931.80648.06564.45569.785
China16.5131.3501.45016.07035.299
Großbritannien8.87613.41626.30649.04468.129
Deutschland24.60038.41030.38952.87345.298
Frankreich25.32631.83128.78034.75420.045
Süd-Korea9.2159.31918.80917.00718.447
Australien10.43314.55120.73630.48027.853
Belgien5.6936.9887.0574.7125.888
Sonstige    136.786
Summe381.124   1.075.370

Abb. Hauptexportmärkte (Gewicht in kg); Quelle: SUNAT

Diese enorme Nachfrage nach peruanischen Maca-Produkten, die mittlerweile eine erheblichen Anteil der peruanischen Wirtschaft ausmacht, trägt der „Mutter“ der modernen Maca-Kultivierung, Gloria Chacón, bei den alljährlich stattfindenden Feierlichkeiten zum Gedenken der der Befreiungsschlacht von Junín einen Ehrenplatz ein.

Maca-Anbau in China

Im Jahr 2014 schließlich kam es durch die Chinesen ausgelöst sogar zu einem regelrechten Maca-Boom, im Zuge dessen sich die Preise verzehnfachten und es streckenweise zu Lieferengpässen kam. Aufgrund der enormen Beliebtheit der Wurzel als Potenzmittel hatten chinesische Schmuggler den Kleinbauern ein Vielfaches der Zwischenhandelspreise geboten und die noch unverarbeiteten Wurzeln über die Grenze nach Bolivien geschmuggelt um den strengen Ausfuhrbestimmungen der peruanischen Regierung zu entgehen, die lediglich die Ausfuhr verarbeiteter Güter gestattet. Ganze Knollen als Beweis ihrer Echtheit lassen sich in China derzeit nämlich mit enormem Gewinn weiterverkaufen, da China unter anderem eine synthetische Variante der Pflanze als Maca-Ersatz anbietet, die als Pulver entweder zum Strecken oder zum gänzlichen Fälschen des Produkts angewandt werden kann. Maca scheint chinesischen Werbeanzeigen zufolge als Mittel zur Penisvergrößerung zu gelten, obwohl es auf die Penisgröße nachweislich keinen Einfluss hat, der Beliebtheit der Pflanze aber sicherlich zugute kommt.

Seit jüngster Zeit wird auch in der in Teilen schwermetallverseuchten Provinz Yunnan Maca angebaut.

Seit kurzem wird geschmuggeltes Saatgut in China sogar selbst angebaut, und zwar auf 10.000 bis 15.000 ha Anbaufläche in der in Teilen hochgradig chrom- und schwermetallbelasteten Provinz Yunnan. Etwa 70% des Grundwassers dieser Region fallen selbst durch chinesische Gesundheitsstandards. Jedoch auch ohne diese Verunreinigung ist nicht geklärt, ob sich Bedingungen der Provinz Yunnan überhaupt mit denen der peruanischen Hochanden vergleichen lassen. So wächst die Maca-Pflanze zwar auch in niedrigeren Höhen, bildet dort allerdings nicht dieselben therapeutischen Eigenschaften aus. Da sich chinesische und andine Trockenwurzeln vom Aussehen her jedoch recht gut unterscheiden lassen, bestehen chinesische Kunden indes auf ganze Wurzeln in andiner Bio-Qualität und sind diesbezüglich zu enormen Investitionen bereit.

Auch in den nächsten Jahren ist also vermutlich keine Verbesserung der Lieferlage zu erwarten, zumal die Kleinbauern direkt von dem chinesischen Schmuggelgeschäft profitieren, auch wenn die peruanische Landwirtschaftsbehörde angekündigt hat den Maca-Schmuggel zu unterbinden. Außerdem ist in Zukunft gerade bei auffallend günstigen Produkten Vorsicht geboten, da es sich um kontaminiertes chinesisches Maca handeln könnte.  

Der traditionelle Anbau Perus gerät in Bedrängnis

Dieses Hinzutreten der Chinesen hat zur Folge, dass der Maca-Anbau in Peru Gefahr läuft seine traditionelle Gestalt zu verlieren. Versuche die Erträge zu steigern oder bestimmte sehr wesentliche Verarbeitungsschritte wie die Sonnentrocknung der frisch geernteten Wurzeln durch Maschineneinsatz zu verkürzen sowie der Rückgriff auf Düngemittel sind dabei besonders als qualitätsmindernde Eingriffe zu befürchten. Hochwertiges Maca verdankt seine Qualität einer Mischung aus besonders hoch gelegener Anbauregion, Geduld und traditioneller Handarbeit. Alles Wissenswerte zu diesem Thema mit Hinblick auf die Qualität haben wir für Sie in folgendem Beitrag zusammengestellt: