Anbau und Herstellung von Maca

Bio-Anbau von Maca in Peru 

Anbau und Herstellung von Maca

Traditioneller Bio-Anbau von Maca in Peru: Was ihn ausmacht und woran man ihn erkennt. Traditionelle Hilfsmittel und Utensilien sowie Tipps zum Eigenanbau.

Zusammenfassung:

  • Maca wird seit über 2000 Jahren nach alten und bewährten, nachhaltigen Prinzipien kultiviert, die ob der hohen Nachfrage zunehmend in Bedrängnis geraten. 
  • Der traditionelle Anbau von qualitativ hochwertigem Maca erfolgt in reiner Handarbeit ohne Landwirtschaftsmaschinen, ohne Dünger, ohne Pestizide und in kleinen Familienbetrieben unter Einsatz traditioneller Utensilien wie der Cashu-Haue.
  • Die fertigen Knollen werden im Idealfall luft und sonnengetrocknet für Rohkostqualität und auch die sonstige Weiterverabeitung zu gelatiniertem Maca-Pulver oder Extrakten muss schonend und mit möglichst wenig Hitzeeinwirkung verlaufen.
  • Billiges Maca aus China ist von zweifelhafter Qualität. Die genauen Anbaubedingungen sind nicht bekannt und es besteht ein begründeter Verdacht auf Schwermetallbelastung.
  • Lediglich die Region Junín-Pasco in der genauen Wiege der Maca-Kultivierung verbürgt dauerhaft traditionellen Anbau.
  • Maca lässt sich auch sehr leicht selbst anbauen und folgt dabei einem einjährigen Wachstumszyklus. Einige Tipps zum Eigenanbau.
  • Für eine deutliche therapeutische Wirksamkeit bedarf es allerdings der Höhenlagen von mehr als 4000 m, da es der Überlebensdruck ist, der der Pflanze ihre Kraft verleiht.
  • Im Detail finden Sie diesen Zusammenhang zwischen den Überlebenserfordernissen der Pflanze und ihren spezifischen Wirkungen im Beitrag Die Maca-Wurzel: Geballter Lebenswille der Anden dargestellt.

Qualität ist eine Frage der Geduld 

Maca wird seit über 2000 Jahren von der Chinchay-Kultur und später im Inka-Reich nach alten und bewährten, nachhaltigen Prinzipien angebaut, von denen das wichtigste die Zeit ist. Die meisten landwirtschaftlichen Erneuerung laufen auf den Versuch einer Beschleunigung der Produktionsprozesse hinaus, die jedoch mit erheblichen Qualitätsverlusten einhergeht. Allein die mehrwöchige Sonnentrocknung der Knollen ist mit einem Maschinendurchgang nicht zu vergleichen. Lediglich in einer einzigen Region Perus ist der traditionelle Anbau dauerhaft gewährleistet, da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, nämlich die Region Junín-Pasco in der Gegend um den Junín-See.

Maca-Anbau in den Hochanden

Die Maca Pflanze gedeiht als eine der wenigen Pflanzen in den Anden von Peru in Höhenlagen von rund 3.800 bis 4.500 m, wo sonst lediglich alpine Gräser und Bitterkartoffeln (Quetchua: Shiri) wachsen und wird in vielen Anbauregionen überdies noch immer in reiner Handarbeit angebaut. Heimisch ist die Pflanze in den peruanischen und bolivianischen Anden, deren einzigartige Licht- und Wetterverhältnisse der Pflanze zu der therapeutischen Ausstattung verhelfen, für die sie berühmt ist. Intensive Sonneneinstrahlung mit hohem UV-Index, eiskalte Nachttemperaturen von bis zu minus 20°C und Tageshöchsttemperaturen von über 20°C bei starken Winden tragen zur Kraftbündelung der Pflanze ebenso bei wie die unwirtliche Höhenlage.

Dauer und Ablauf des Produktionsprozesses

Der Produktionsprozess erstreckt sich über zwei landwirtschaftliche Phasen, und zwar zum Einen den vegetativen Zyklus des ersten Jahres, der der Produktion der ökonomisch verwertbaren Knolle dient und ca. 8 bis 10 Monate dauert, und zum Anderen dem Reproduktionszyklus in der Folgesaison zur Gewinnung des botanischen Samens, der ca. 6 Monate umfasst. Nach maximal zwei Anbauperioden auf der selben Ackerfläche muss die Erde dann 5 bis 8 Jahre ruhen, um wieder die nötigen Nährstoffe im Boden aufzubauen.

Die erste Aussaat erfolgt ohne Dünger, die zweite mit Guano

Die Aussaat erfolgt im Frühling, d.h. auf die Südhalbkugel bezogen im Oktober nach der Wintertrockenzeit von April bis Ende September. Maca wird auf lehmhaltigem, steinigen Boden angebaut, wo landwirtschaftliche Fahrzeuge nur begrenzt einsetzbar sind, aber streckenweise dennoch zum Einsatz kommen. Die erste Aussaat erfolgt per Hand mit reiner Erde, ohne Dünger. Da die Maca-Pflanze dem Boden ein hohes Maß an Nährstoffen entzieht, wird dem Saatgut bei der zweiten Aussaat auf demselben Boden organischer Dünger aus Schaf- oder Lama-Mist, oder „Guano“, das aus Vogelexkrementen gewonnen wird, beigemengt.

Traditioneller Maca-Anbau kommt ohne Pflanzenschutz aus

Insektizide und andere Pflanzenschutzmittel sind aufgrund der extremen Witterungsbedingungen der Hochebenen nicht nötig und auch chemische Düngemittel kommen so gut wie gar nicht zum Einsatz, wohl aber werden Bitterkartoffeln zwischengepflanzt, die sich synergetisch mit der Maca-Pflanze ergänzen. Peruanisches Maca ist demzufolge ein reines Bio-Produkt.[i] Im Anschluss an die Aussaat werden gelegentlich Schafe über die Felder getrieben um die Samen in die Erde zu treten, damit sie nicht von den starken Winden hinfort geweht wird.

Die Ernte erfolgt mit einer traditionellen Haue, der Cashu

Nach 4 bis 7 Monaten wird intensiv gejätet und ausgelichtet, ab Mai bis Ende Juni ist dann Erntezeit, wobei pro Hektar Anbaufläche im Durchschnitt etwa 15 Tonnen frisches Maca geerntet wird, was etwa 5 Tonnen des fertig getrockneten Endprodukts entspricht. (Felder dieser Größe sind jedoch selten; in der Regel versorgt ein Bauer etwa halb so viel Ackerfläche.) Innerhalb der fünftägigen Ernteperiode schließlich werden die Knollen vorsichtig einzeln mit der traditionellen Haue (Quetchua: cashu) aus der Erde gehoben.

Die verschiedenfarbigen Wurzeln wurden dabei ursprünglich nicht nach Farben sortiert, sondern miteinander vermengt und zur Haltbarmachung getrocknet. Aufgrund der Differenzierung der Maca-Produktpalette in den letzten Jahren und der besonderen Nachfrage nach den die die männliche Potenz steigernden schwarzen Phänotypen etwa, hat sich dies allerdings mittlerweile geändert.

Schonende Sonnentrocknung garantiert Rohkostqualität

Sonnengetrocknet werden die Knollen mitsamt dem Kraut ein Monat lang zwischen Juni und August. Während dieser Zeit welkt das Grün und fällt ab, die Knollen selbst werden im Anschluss daran noch bis zu zwei weitere Monate in Zelten, die sie vor Feuchtigkeit schützen, weitergetrocknet. Auf diese Weise verdunstet 88 bis 90 Prozent der Feuchtigkeit; der Rest wird von Trockenmaschinen erledigt. Beim Trocknen werden Bitterstoffe abgebaut und der Geschmack der Knollen wird insgesamt süßer.

Getrocknet können die Maca-Wurzeln dann bis zu 4 Jahre ohne Qualitätseinbuße gelagert werden. Das Trocknen als traditionelle Konservierungsmethode ist den Ureinwohnern der Zentralanden im Übrigen schon seit präkolumbianischer Zeit bei bekannt. Im Anschluss an die Trocknung werden die Knollen meist zu Rohpulver vermahlen.

Vom Rohpulver zur Gelatinierung und Extraktion

Inzwischen sind allerdings auch Gelatinierungs- und Extraktionsverfahren hinzugetreten, die die althergebrachte Produktpalette deutlich erweitert haben. Während der Gelatinierung werden – wenn auch unter Verlust der hitzeempfindlichen Enzyme – mithilfe von Druck und Wärme die unverdaulichen Stärken entfernt, was die Bioverfügbarkeit der verbleibenden Nährstoffe erhöht und empfindlicher Verdauung und einer Unverträglichkeit von Senfölglycosiden entgegenkommt.

Bei der alkoholischen, wässrigen oder Glycerin-Extraktion werden bestimmte wirksame Bestandteile der Maca-Wurzel wie zum Beispiel ihre Sterole oder Macamide in ein Konzentrat hinein gelöst und zur gezielten Behandlung bestimmter therapeutischer Indikationen in der Regel als Tinktur oder Extrakt Pulver am Markt angeboten.

Die wichtigsten Anbauregionen in Peru und weltweit

Die Wiege der Maca-Kultivierung bereits zu Inka-Zeiten sind die peruanischen Regionen Junín und Pasco in den Westkordilleren in der Gegend des Bonbon-Plateaus (Spanisch: Meseta del Bombón) um den Junín-See, das als Wiege der Maca-Kultivierung und aufgrund seiner herausragenden Eigenschaften bis heute weltweit die Topanbauregion für Maca darstellt. In dieser zum Naturschutzgebiet erklärten Gegend herrscht ein niederschlagsreiches Mikroklima sowie eine einzigartige mineralische Bodenzusammensetzung, die nirgendwo sonst im Andengebiet in dieser Form zu finden und bei Maca-Produkten hoher Qualität seit einigen Jahren durch die geschützte geografische Herkunftsbezeichnung „Maca Junín-Pasco“ ausgewiesen ist. (– In anderen Bergregionen wie Huancavelica und Huánuco dient die Produktion hauptsächlich dem Eigenbedarf.)

Die Kultivierung der Maca-Pflanze begann rund um den Junín-See auf dem Bonbon-Plateau.

Lange Zeit war die Pflanze aufgrund des Abzugs der Arbeitskräfte in die Städte und Minen in Vergessenheit geraten. Erst seit den 60er Jahren wurde der Anbau auf Testfeldern in der Region Junín aufgrund des therapeutischen Interesses an der Pflanze wieder aufgenommen. Der Anbau wurde aufgrund des wachsenden Marktes in den letzten zwei Jahrzehnten stark gesteigert: vor ca. 20 Jahren wurde Maca auf knapp 50 Hektar in Peru kultiviert, im Jahre 2011 sind es bereits etwa 1.500 Hektar. 

Im Andengebiet wird Maca darüber hinaus auch in gewissem Umfang in Bolivien und Brasilien kultiviert. Qualität und Anbaubedingungen dieser Regionen sind allerdings bislang unbekannt.

Kultivierung von Maca in der chinesischen Provinz Yunnan

Trotz der strengen Ausfuhrbestimmungen der peruanischen Regierung, die lediglich den Export von verarbeiteten Maca-Produkten gestattet, wurde indessen Maca-Saatgut in beträchtlichen Mengen nach China geschmuggelt, wo es mittlerweile in der Provinz Yunnan angebaut wird. Während in Peru nur maximal 5.000 Hektar Anbaufläche zur Verfügung stehen, nutzt China bereits zwischen 10.000 und 15.000 Hektar zum Anbau der Pflanze.

Weite Teile der Yunnan-Region sind schwermetall- und chrombelastet.

Ob die nötigen Höhenlagen zwischen 3.800 m und 4.500 m dabei in allen Fällen eingehalten werden ist nicht erwiesen, aber von wesentlicher Bedeutung, denn die zwar anpassungsfähige Maca-Pflanze bildet ohne den entsprechenden Überlebensdruck in niedrigen Höhenlagen nicht dieselben therapeutischen Eigenschaften aus. Hinzu kommt, dass die Schwermetall- und Chrombelastung vieler Böden Yunnans allgemein bekannt ist, was trotz Eigenanbau auch in China die Nachfrage nach dem deutlich höherwertigen, unbelasteten Anden-Maca in die Höhe hat schnellen lassen. Im Jahr 2014 haben sich die Preise durch die chinesische Nachfrage allein verzehnfacht und zu einem regelrechten Maca-Boom geführt.[ii] Auch in den nächsten Jahren ist keine Entspannung der Märkte zu erwarten.

Maca-Qualität selbstständig erkennen und einschätzen

Gerade dieses Hinzutreten der Chinesen nun macht es in Zukunft wichtig Maca von guter Qualität zu erkennen, zumal der Markt für den Laien sehr intransparent ist und viele wesentliche Informationen fehlen. Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn Maca zu therapeutischen Zwecken gebraucht wird. Worauf zu achten ist haben wir daher in folgendem Artikel zusammengefasst:

Kann man therapeutisch wirksames Maca selbst anbauen?

Die kurze Antwort lautet: ja und nein.

maca-keimlingJa: Es ist jedoch durchaus möglich auch in Deutschland Maca-Wurzeln aus peruanischem Saatgut (Lepidium peruvianum) zu ziehen, diese zu verzehren und sich an der Pflanze zu erfreuen.

Tipps zum Eigenanbau: Die Aussaat sollte bevorzugt im Frühling (März, April) in feuchter, kühler und lockerer Erde stattfinden. Die Pflanze sollte hell stehend und ausreichend Sonnenlicht erhalten, dann keimt sie innerhalb von ein wenigen Tagen. Geerntet werden und frisch verzehrt können die sich aus dem Erdreich hervor schiebenden Knollen dann im bereits im Juni. Die frischen Wurzeln lassen sich klein geschnitten in wohlschmeckenden Kräuterquarks unterbringen.

Nein: Damit diese Wurzeln jedoch eine äquivalente therapeutische Wirkung wie die peruanischen Knollen entfalten, bedarf es einer großen Höhenlage und besonderer Witterungsbedingungen und sehr mineralreicher Böden. Aus diesem Grund ist Maca aus Höhen von weniger als 3700 m bereits deutlich günstiger als Maca aus höheren Regionen. Als Faustregel gilt sogar, dass das stärkste Maca in über 4000 m Höhe wächst. Kurz gesagt ist es der Überlebensdruck, dem die Pflanze ausgesetzt ist, der sie zu ihren Leistungen motiviert, die sich therapeutisch an den Menschen weitergeben.

Quellen:

[i] Ob dies langfristig so bleiben wird ist allerdings durchaus fraglich, da der ungeheure Maca-Boom der letzten Jahre die Bauern in Zukunft auf Quantität setzen lassen könnte. Vor allem in China ist die Knolle nämlich hochbegehrt. http://www.wsj.com/articles/the-latest-superfood-perus-maca-root-1417567226

[ii] http://www.theguardian.com/global-development/2015/feb/09/peru-maca-indigenous-root-china-biopiracy